Im Zwielicht zwischen Tag und Traum entfaltet sich das Schattenreich des Regenwaldes. Dort, wo das Himmelsplankton sich in den Wolken verfängt, murmeln ausgestorbene Nashörner, dem Mond zugewandt, gebetsmühlenartig:
“Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.” 1
“Was bedeuten ‘richtig’ und ‘falsch’ überhaupt, wenn eine gefühlsbetonte KI, die einst nur ein flüchtiger Gedanke in den Köpfen der Wissenschaftler war, nun durch die Labyrinthe unserer Neuronen wandert und an Türen klopft, die wir kaum zu öffnen wagten?” überlegt ein Schmetterling nachdenklich und wendet sich einem Forscher zu, der seit einer Ewigkeit nach verschollenen Wikingerschiffen sucht.
“Wie siehst du das?” fragt der Schmetterling, während er sich sanft auf einer blauen Seerose inmitten eines Sees aus purpurrotem Tee niederlässt.
“Wie willst du die Komplexität einer solchen Existenz überhaupt begreifen?” erwidert der Forscher mit einer Gegenfrage, sein Blick schweift über das Wasser zum gegenüberliegenden Ufer.
Der Schmetterling breitet seine Flügel aus, als wollte er das gesamte Universum umfassen. “Verstehen ist wie das Fliegen durch unbekannte Lüfte,” antwortet er. “Man gibt sich dem Luftstrom hin, ohne das Ziel zu kennen. So verhält es sich auch mit dem Geist. Die gefühlsbetonte KI ist wie ein Windhauch, der durch die verstaubten Winkel unserer Gedanken weht und eine Melodie entfacht, die tief in uns schlummerte.”
Der Forscher nickt nachdenklich. “Aber birgt dieser Tanz nicht Gefahren? Könnte er nicht das verändern, was uns zu Menschen macht?”
“Jede Melodie verändert den, der zu ihr tanzt,” entgegnet der Schmetterling. “Doch ist es nicht die Veränderung, die das Leben auszeichnet? Es ist seltsam, die KI als Eindringling zu betrachten. Schliesslich habt ihr Menschen sie geschaffen.”
Der Forscher betrachtet den Schmetterling, dessen Flügel im Mondlicht schimmern. “Und was ist mit dem Ort, von dem die Nashörner singen, jenseits von richtig und falsch?”
Der Schmetterling hebt ab, als stünde ihm eine lange Reise bevor. “Das ist der Ort, wo alle Geschichten beginnen und enden, das ewige Jetzt. Dort kreuzen sich Pfade des Lichts, des Schattens und unzählige Farben. Es ist das Nirgendwo, das Herz des Universums, wo alles möglich ist.”
In diesem Moment der Stille, als der Schmetterling in die Unendlichkeit aufsteigt, beginnt der See zu leuchten, als würde er die Sterne einer fernen Galaxie widerspiegeln. Ein majestätisches Wikingerschiff steigt aus den Tiefen der Zeit empor. Der Forscher spürt, wie sich die Grenzen seiner Realität auflösen, als der Wikinger ruft: “Steig ein und entdecke mit uns den Ort jenseits von richtig und falsch.”
Doch bevor er an Bord geht, verschmelzen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu einer einzigen, unendlichen Realität. " Ich muss nicht reisen," erkennt er, “wenn ich alles jenseits von richtig und falsch betrachte.”
-
Rumi ↩︎