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Schreiben ist anders als Fotografie

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Fotografie Schreiben Blog
Inhaltsverzeichnis

Ich habe zwar Gemeinsamkeiten zwischen Schreiben und Fotografie entdeckt, doch es gibt auch erhebliche Unterschiede.

Kein Reiz durch neue Ausrüstung
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In der Fotografie war die Ausrüstung für mich stets ein wesentlicher, wenn nicht sogar der treibende Faktor, um Zeit mit dem Fotografieren zu verbringen. Beim Schreiben hingegen gibt es keine technische Ausrüstung, die mich als Technikliebhaber zurück an den Schreibtisch zieht. Ein Computer und ein einfacher Texteditor genügen – nicht gerade die Art von Gadgets, die mein Herz als Technikfreak höherschlagen lassen.

Keine Interaktion mit anderen
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Fotografieren ist für mich, ähnlich wie das Schreiben, eine Ego-Beschäftigung. Da ich in meiner Strassenfotografie keine Porträts mache, bei denen ich mit Menschen interagiere, bleibt die Kommunikation mit anderen aussen vor. Aber wenn ich mit anderen Fotografen unterwegs bin, sind die Fotoausrüstungungen das Gesprächsthema Nummer eins. Da stelle man sich Blogger vor, die beim Spazieren über ihre Notizblöcke und Füller begeistert und berauscht diskutieren.

Keine Ernüchterung nach der Anfangseuphorie
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Das Schreiben hat gegenüber der Fotografie den Vorteil, dass kein Kater nach der anfänglichen Euphorie über neue Ausrüstung eintritt. Nach einigen Tagen der kindlichen Freude über eine neue Kamera oder ein neues Objektiv kommt die grosse Ernüchterung: Und jetzt? Was mache ich mit der neuen Kamera oder dem neuen Objektiv, was ich vorher nicht konnte? Warum lösen meine neuen Fotos keine Begeisterung in mir aus?

Dieses Aufschlagen auf dem Boden der Realität tritt beim Schreiben nicht auf, da man mit einer leeren Seite schon ganz unten ist. Ein leeres Blatt, ähnlich einer alten Kamera und einer leeren Speicherkarte und der bangen Frage: Was ist mein nächster Schritt?

Der Kreis zur Fotografie schliesst sich…
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Um überhaupt mit dem Bloggen zu beginnen, sollte ich wohl kleinere Brötchen bzw. Beiträge backen. Zum Beispiel in sich geschlossene Gedankengänge, ähnlich wie Tagebucheinträge. Kurzgeschichten, die keinem grossen roten Faden einer umfangreichen Artikelserie folgen. Dies könnte das Rezept sein, um einer Schreibblockade entgegenzuwirken – quasi eine Aufwärmübung für spätere, grössere Geschichten. Schliesslich lernt man ja auch zuerst zu gehen, bevor man laufen und dann rennen kann.

Solche kleinen Schreibübungen helfen mir, meine umherwandernden Gedanken in eine geordnete Reihenfolge zu bringen und den Alltag für eine Weile auszublenden. Ähnlich wie bei meinen Spaziergängen, bei denen ich spontan und reflexartig Momente einfriere, ohne an ein grösseres Fotoprojekt zu denken.

…fast
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Trotz der Analogie zur spontanen Strassenfotografie beschäftigt mich die Frage, wie persönlich meine Artikel ausfallen sollten. Je persönlicher die Beiträge, desto mehr entblösse ich mich vor den Augen anonymer Leser. Dieses Gefühl hatte ich bei meiner Fotografie nie. Denn die Gedanken, die zum Foto führten, sind darin nicht ersichtlich. Der Betrachter ist völlig frei, das Foto mit seinen eigenen Gedanken zu interpretieren. Der Inhalt eines Blogbeitrags hingegen besteht im Wesentlichen aus meinen Gedanken, wodurch der Interpretationsspielraum aus meiner Sicht wesentlich kleiner ist.

Endstation
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Sowohl die Fotografie als auch das Schreiben bieten einzigartige Möglichkeiten zur kreativen Entfaltung, unterscheiden sich jedoch in ihrer Herangehensweise und den damit verbundenen Herausforderungen. Während die Fotografie mich oft durch technische Innovationen und visuelle Eindrücke inspiriert hat, wird etwas Anderes, Unbekanntes, Unvorhergesehenes bei mir das Schreiben eines Beitrags auslösen (müssen…). Beide Tätigkeiten erfordern eine Balance zwischen Isolation und Ausdruck, wobei Geschriebenes vermutlich eine intimere Verbindung zum Leser schafft. Letztlich ergänzen sich Fotografie und Schreiben, indem sie unterschiedliche Facetten der Kreativität ansprechen und vielfältige Möglichkeiten bieten, etwas Neues in die Welt hinauszutragen.

Zurich Moments © 2020, Ivan Rigamonti

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